Botho Strauß

Besucher

Inszenierung: Burkhard C. Kosminski
Bühne: Florian Etti
Kostüme:
Ute Lindenberg
Musik:
Jörg Gollasch
Dramaturgie:
Hans-Peter Frings

Premiere am 22. 12. 2005,
schauspielfrankfurt

Besetzung:
Maximilian Steinberg : Felix von Manteuffel
Karl Joseph : Traugott Buhre
Edna Gruber : Ilse Ritter
Lena : Leslie Malton
Volker : Roland Bayer
Nachtpförtner : Sven Prietz
Stimme : Simon Solberg
Die Blinde : Anita Iselin
Garderobenfrau : Olga Strub
Max-Double : Hubert Schulz

 


Pressestimmen:

„…Man soll zwar nicht glauben, es sei Wirklichkeit, wenn da ein jüngerer Mann, grotesk verrenkt, sich zaghaft und linkisch einem älteren nähert mit der zweifelnden Frage, ob der sich seiner wohl noch erinnere. Denn es ist ganz offensichtlich Theater, man probt ein Stück. Doch die Pointe kommt wohlgesetzt: Barsch unterbricht der Mime mit dem Charakterkopf den unsicheren, unerfahrenen Kollegen: wie falsch er das doch mache, wie unglaubhaft. Also noch einmal, immer noch einmal.
Das ist noch ein Stück von Botho Strauß aus der Ahnenreihe seiner unterhaltsamen Erfolge seit Mitte der Siebziger Jahre: „Besucher“. …“
„…Jetzt ist es im SchauspielFrankfurt wieder zu sehen. Hier spielt, mit vollem Recht, Traugott Buhre den prominenten Schauspieler, der den Genforscher gibt, samt all den vollmundigen Zügen ungeminderter Eitelkeit und Selbstgefälligkeit. Und Felix von Manteuffel ist, groß kariert, der Schauspieler des Journalisten Dr. Teichmann, mit allen Zügen unüberwindlicher Gehemmtheit, auch aufbrausender Ungeduld; die verschobene Premiere absolvierte er wegen Unfalls mit geschientem Knie, ohne dass die Darstellung darunter gelitten hätte – oder gar der Beifall, übrigens für alle.
Nun würde allerdings einen Botho Strauß unterschätzen, wer glaubte, dieser beließe es in seiner Theater-Komödie bei einer amüsanten theaterlichen Nabelschau. Der mit Stolpersteinen gepflasterte Weg des jungen Schauspielers führt stracks in sein richtiges Leben und in ein letztlich undurchschaubares Vexierspiel zwischen Bühne und Wirklichkeit, zwischen Rolle und Realität. Regisseur Burkhard C, Kosminski, Bühnenbildner Florian Etti, und Ute Lindenberg mit ihren phantastischen Kostümen – sie ziehen dafür an  allen Registern des Hauses.
Stieg schon zu Anfang ein ganzes Spiel- und Zuschauerpodest aus den Tiefen empor, so wehen hernach die farbigen Fahnen herauf und hinunter, kreiselt die Drehbühne, singt eine Aktrice in luftigen Höhen, schneit es gar zwischendurch. Ein starker Hauch von Zirkus, ein Zauberland, in dem der verirrte Kollege sich vollends verirrt.
Auch zwischen der Kollegin Edna, welche Ilse Ritter so unnachahmlich kapriziös, versponnen schwebend, gläsern zerbrechlich vorstellt, und der puppenhaften reichen Frau der Leslie Malton, die sich immer wieder entzieht, immer wieder zurückkehrt; auch einer vielleicht blinden Sängerin, tragisch verloren: Anita Iselin; einer soliden Garderobenfrau: Olga Strub; nicht zu vergessen: Roland Bayer als der eifrig ohnmächtige Regisseur, im Spiel. Dieses hebt ab, bis ins Surrealistische. Der Schauspieler begegnet sich selbst, als Double am Arm der Geliebten, als sein Besucher im Theater. …“
„...Botho Strauß wie eh und je. So genau gefühlt, dass man erschrickt, so scharf gedacht, dass man sich daran schneidet, so weit gesehen, dass man zurückbleibt. Hinter jeder Beziehung lauert die Trennung, hinter jeder Auflösung ein neues Rätsel. Und wenn zum Schluss die Kontrahenten sich mit Worten des Anfangs wieder vor dem Vorhang begegnen, dann ist das wie eine kleine Erlösung. …“

Allgemeine Zeitung Mainz

 

„…Das Leben ist eine Komödie, doch manchmal von der Tragödie kaum zu unterscheiden.
All diese boshaften, exaltierten Zurschaustellungen könnte man noch lange amüsiert und beglückt beobachten. …“
„…Auf der bis zur Brandmauer offenen Frankfurter Bühne ist ein kostbar wirkendes, ästhetisch erlesenes Verwirrspiel entstanden. …“

Mannheimer Morgen

 

„Ein Albtraum zwischen Theater und Wirklichkeit“
„..Es war ein Abend der Schauspieler. Neben dem vielgefragten Theater- und Fernsehdarsteller von Manteuffel, steht als Widerpart das souveräne Theater-Urgestein Traugott Buhre (75). Ein Genuss auch, Ilse Ritter als fragile Schauspielerin Edna mit aufregend brüchig-flirrender Stimme…“
„…Theater und wirkliches Leben verschränken sich ständig in Botho Strauß’ 1988 entstandener Komödie, ja das geht bis hin zu den Frankfurter Darstellern: Wenn Buhre als alter Starschauspieler sagt, er habe den König Lear viele Male gespielt, so gilt das auch für Traugott Buhre selbst. …“
„…Strauß stellt Max, der das Theater „von den „Übeln des kranken Realismus“ befreien will“, neben den selbstsicheren Mimen Karl Joseph („Ich werde realistisch bleiben, meinetwegen bis sie unten alle eingeschlafen sind“). …“„…Dabei demontiert der alte den jüngeren Schauspieler derart, dass Max auf der Bühne wie im Leben jeden Halt verliert. Er gerät in einen Alptraum zwischen Theater und Alltag, findet sich als Zuschauer wieder, während Bühnenbedienstete zu Akteuren werden. Regisseur Burkhard C. Kosminski führt die Darsteller überzeugend. …“

Frankfurter Neue Presse

 

„…Der Regisseur spielt mit der raffinierten Brechung des Textes, der mehrere Ebenen der Wirklichkeit spielerisch übereinander schichtet. Schauspieler spielen Schauspieler, die ein Schauspiel proben, und das Scheitern der Proben geht einher mit dem privaten Scheitern der Menschen. …“
„…Mann kann das als flotte Boulevardkomödie inszenieren und dabei die wunderlichen Gestalten aus einer fantastischen Welt integrieren, von denen Strauß seine Geschichte begleiten lässt. Kosminskis Frankfurter Aufführung verlegt die Handlung gleich in einen fantastischen Bühnenraum (Florian Etti). Vom Schnürboden herab tanzen rote Vorhänge Ballett, die Drehbühne kreist unter der Begleitung magisch-melancholischer Klänge…..“

Darmstädter Echo

 

„…Dass dieser Abend im Frankfurter Schauspiel recht unterhaltsam ist, hat der Regisseur vier furiosen Schauspielern zu verdanken, die zum Besten gehören, was gegenwärtig auf deutschen Bühnen zu sehen ist: Leslie Malton, Ilse Ritter, Felix von Manteuffel und – allen voran – Traugott Buhre. …“

Main-Echo