Roland Schimmelpfennig

Das schwarze Wasser


Inszenierung: Burkhard C. Kosminski
Bühne:
Florian Etti
Kostüme: Lydia Kirchleitner
Musik:
Hans Platzgumer
Korrepetition: Till Rölle
Licht: Nicole Berry
Dramaturgie: Tilman Neuffer

Uraufführung
am 10. Januar 2015

Schauspielhaus, Nationaltheater Mannheim

Besetzung:
Eine Gruppe von Männern und Frauen:
Anke Schubert
Ragna Pitoll
Katharina Hauter
Rainhard Mahlberg
Boris Koneczny
David Müller

 

 


Pressestimmen:



Hinterm Wellblech liegt das Traumreich der Multikultur
Es ist unversehens das Stück zur "Je suis Charlie"-Stunde geworden. Es geht nicht um Mord und Totschlag, Blut kommt hier nur als Nasenbluten vor. Und das titelgebende "schwarze Wasser" ist eine poetische Projektionsfläche für Sterne und Träume.
Auch von Leyla, Murat, Karim, Mehmet und Aishe. Sie leben mitten in der deutschen Großstadtwelt von Frank, Cynthia, Freddy, Olli und Kerstin - und doch in einer Parallelwelt. Sie begegnen einander zufällig, verlieren sich aus den Augen, und einige laufen sich nach 20 Jahren genauso zufällig wieder über den Weg ...
Roland Schimmelpfennig, der preisgekrönte Autor (Jahrgang 1967), gilt als derzeit meistgespielter deutscher Gegenwartsdramatiker. Am Akademietheater bereitet er heuer gerade selbst als Regisseur die österreichische Erstaufführung seines Reiches der Tiere vor. Dass seine Arabische Nacht, Das Gesicht im Spiegel, zuletzt Der Goldene Drache sogar schon als Opernversionen (von Christian Jost, Jörg Widman und Péter Eötvös) Erfolg hatten, spricht für sich.
Die Bühnenpräsenz kann man nachrechnen. Die Sache mit der Gegenwart nachprüfen. Beim Dramatiker ist es wie bei Jelinek, Pollesch und allen anderen: Man muss sich auf ihre Methode einlassen. Es ist die Auflösung von Rollenzuschreibungen, Schimmelpfennigs Art, die Akteure auf der Bühne ihre Figuren gleichsam von außen betrachten zu lassen, dieses "Sagt-der-Mann", "Meint-die-Frau". Die in den Text integrierten Quasi-Szenenanweisungen galten einst nur dem Regisseur. Heute zeichnen sie unmittelbar den Weg vom literarischen zum theatralischen Text nach.
Im besten Fall lässt das den Zuschauer dabei zuhören, wie ein Sound entsteht, der eine ganze Welt imaginiert - oder wenigstens einen Teil davon - und sich zugleich vom boulevardesken Wortpingpong à la Yasmina Reza oder Lutz Hübner unterscheidet. Für die Uraufführung des im Auftrag der Frankfurter Positionen 2015 entstandenen Stückes Das schwarze Wasser am Nationaltheater Mannheim hat dessen Schauspielchef dem Autor, der allemal gerne selbst Regie führt, die Inszenierung abgerungen. Hatte Burkhard C. Kosminski im letzten Jahr noch bei seinem Ausflug auf die Opernbühne in Düsseldorf für einen veritablen Tannhäuser-Skandal gesorgt, bleibt er jetzt ganz der minimalistisch gebändigte Diener seines Autors.
Die Bühne von Florian Etti beschränkt sich auf eine Wellblechwand. Unmerklich bewegt sie sich in den 90 Minuten auf die Rampe zu und verkleinert so den Raum für die sechs Akteure. Katharina Hauter, Ragna Pitoll, Anke Schubert, Boris Koneczny, Reinhard Mahlberg, David Müller teilen sich die 16 Rollen. Da wird die Zeit zum Raum, denn das schwarze Wasser ist ein Stück über die vergehende Lebenszeit. Es sind die ungefähr 20 Jahre, die zwischen den beiden Zeitebenen im Stück liegen.
Wenn die beiden Gruppen junger Menschen, deren Vornamen die Herkunft, das Wohnviertel und die sozialen Chancen verraten, eines Sommernachts im Schwimmbad aufeinandertreffen, kommt es nicht zu der erwartbaren Klopperei, sondern zu einer eher utopischen Nacht in einem Paradies der Träume. Eingewoben in den Text sind die Momente danach, mit den vorhersehbaren Karrieren. Als Anwalt, Direktorin oder Minister bei den einen, als Kassiererin oder Dönerbudenbesitzer bei den anderen. Man (er)kennt sich noch, hilft sich sogar. Dass aber Leyla und Frank nicht zusammenkommen konnten, ist so unvermeidlich, wie es die vorgezeichneten Biografien sind. Die Aufführung lebt von kleinen Fußangeln im hellsichtig deprimierenden Text, dessen Poesie geschickt mit dosiertem Wortwitz durchzogen ist und ohne Katastrophen auskommt.
(DER STANDARD, 15.1.2015)


Die vor- und zurückfliehende Zeit
Wer kennt das nicht? Die Teenager-Träume im Freibad. Ein schwarzes Wasser ist das in Roland Schimmelpfennigs neuem Stück, das Freibad im Sommer – bei Nacht. Im Licht der Taschenlampe werden auf der tiefen, dunklen Bühne Gestalten erkennbar, das Mädchen im Bikini, Annäherungen zwischen einem Paar, und alles beobachtet von einem Nachtwächter, nie war die Welt größer, nie waren wir freier als in solchen Momenten.
Zeitsprünge im schönsten Augenblick
"In zwanzig Jahren..." sieht das alles ganz anders aus. Und bei Schimmelpfennig liegen das Jetzt der klassenübergreifenden Teenager-Romanze und das Endgültige der Zukunft dicht beieinander. Die hübsche Tochter des Gastarbeiters knutscht mit dem Sohn des hohen Tiers im Ministerium, nur einen Fingerschlag später, praktisch zeitgleich, ist er ein angehender Minister – und sie? Sie wohnt immer noch in der Vorstadt-Wohnung von damals.
Der Text springt vor allem im ersten Teil des Abends beständig hin und her, wechselt manchmal mitten im Satz die Zeit, lässt Figuren altern und ihre Widerparts wieder jung werden – und dehnt den magischen Moment am schwarzen Wasser so quälend lange aus, bis aus der Schönheit des Augenblicks ein Schmerz über den Verlust wird. Dieser eine großartige Moment, das soll es jetzt schon gewesen sein?
Altes Ich spricht mit jungem Ich
Intendant und Regisseur Burkhard C. Kosminski begegnet der Schimmelpfennig-Bühnen-Prosa mit Theater. Seine Schauspieler stehen nicht wie andernorts schon gesehen an Mikrofonen an der Rampe und vertrauen dem Text, sondern es gelingt ihnen auf der leeren Bühne immer wieder, die erzählte Geschichte in starke Bild- und Erinnerungsfetzen zu verwandeln.
Schon die Besetzung spiegelt das Gestern und Heute – oder ist es das Heute und Morgen? – wieder. Es gibt im sechsköpfigen Ensemble zwei junge Spieler und etliche gesetztere Gestalten. Die Zuschreibungen der Charaktere zu den Spielern wechseln, so dass das alte Ich mit dem jungen in einen Dialog treten kann.
Wiedertreffen, zwanzig Jahre später
Ein Teenager-Paar etwa trifft sich beim Elternabend wieder, sie, die Frau mit der hellen Haut ist jetzt eine in die Jahre gekommene, etwas rundliche Schulleiterin, während er den väterlichen Döner-Laden und auch den Bauch des Vaters geerbt hat. Oder jene Gastarbeiter-Tochter Leyla, die "zwanzig Jahre später" im Supermarkt arbeitet, und noch einmal ihre Teenager-Liebe für einen Sommer trifft: den Minister, der gleichzeitig der junge Mann mit dem Pferdeschwanz und neugierigen Augen, sowie der desillusionierte Mit-Vierziger im Sakko ist. Ihn kann nichts mehr überraschen, außer die Wiederbegegnung mit Leyla, deren "zwanzig Jahre später"-Ich, immer noch attraktiv, neben dem Traumbild der langbeinigen und lebenslustigen Fünfzehnjährigen steht, das sie einst war und für ihn immer noch ist.
Das Leben hält in Schimmelpfennigs Stück nicht viele Überraschungen bereit, jeder der Charaktere ist im selben Moment, in dem er jung war, bereits derjenige, der er zwanzig Jahre später ist. Das kann man als Kritik an einer zementierten und undurchlässigen Gesellschaft begreifen. Allerdings ist dieses Bild dann doch sehr grobkörnig gezeichnet. Die einen werden aufgrund ihres Elternhauses Schulleiterin oder gleich Minister, den armen Immigranten bleibt nur Döner-Verkäufer oder ein Job beim Supermarkt. Da ist Deutschland längst weiter, da gibt es mehr Grautöne als Schimmelpfennig uns weismachen will.
Wir fühlen mit ihnen
Macht aber nichts, denn im Kern ist der Text ein zutiefst melancholisches Sinnieren über die verlorene Zeit und die verlorenen Möglichkeiten und Spielräume, die sich auf der Bühne ganz sprichwörtlich immer mehr verengen – wenn die große, eiserne Bühnenrückwand aus der Tiefe der Schwimmbadszene unmerklich immer weiter nach vorne rückt, bis den Spielern ganz zum Schluss nur noch ein knapper Meter Spielfläche bleibt. Da stehen sie nun und überlegen, warum alles so gekommen ist.
Und wir fühlen mit ihnen, weil wir sie alle kennen und uns an diesem Abend an sie erinnern, an die magischen Momente – wie den Traum vom künftigen Minister Frank und der künftigen Supermarkt-Verkäuferin Leyla, die zwanzig Jahre früher für ein paar Sekunden glaubten, sie kämen aus derselben Welt. An der Bühnenrampe standen sie, langsam tastend, bevor Sekunden später alles schon wieder vorbei war.
(Nachtkritik.de, 10.01.2015)

Eine Nacht als Utopie
Wie wir zu denen werden, die wir sind, ist eine Frage nach persönlichen Lebensentwürfen. Zugleich ist es eine gesellschaftliche Frage nach den Chancen und Möglichkeiten, diese Lebensentwürfe zu verwirklichen. Auf deren Grenzen blickt „Das schwarze Wasser“ von Roland Schimmelpfennig, inszeniert von Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski am Nationaltheater Mannheim.
Integration, Chancengleichheit, Einwanderungsland – abstrakte Schlagworte, die das Stück mit Leben füllt. Da ist Gastarbeiterkind Leyla, die schlanke Hübsche, deren Vater Sehnsucht nach der Türkei hat. Da ist Frank mit den grünen Augen, sein Vater und Großvater waren Minister. Frank sagt: „Bildung ist alles“. Ihm stehen die Tore zu Studium und Bildung weit offen.
Leyla und Frank verlieben sich in einer Sternennacht im Freibad ineinander. Mit ihren Freunden sind sie über den Zaun geklettert. Zwei Gruppen: Villenviertel trifft Multikulti-Vorstadtsiedlung. Sie schwimmen im schwarzen Wasser, tanzen, reden, fahren im offenen Oberdeck des Busses. Ausgelassene Freude, in der die Jugendlichen zueinander und eine gemeinsame Ebene finden. Ein Miteinander voller Möglichkeiten und Zukunftsperspektiven: Frank und Leyla als Paar. Olli aus dem Hause eines Fleischimperiums als Lyriker. Ayse nicht Sprechstundenhelferin, sondern Zahnärztin.  
Doch von Beginn an liegt im Zauber der gemeinsamen Nacht die zukünftige Realität. Das ist die Stärke des Stücks, in dem sich die Zeitebenen überlagern. In Momentaufnahmen bricht die Zukunft in die Vergangenheit, leuchtet die Vergangenheit in der Jetztzeit auf. Auch Erzählerfigur und Rollen wechseln ständig. Flott und präzise wie Pingpong-Bälle spielen sich die sechs Schauspieler eindrucksvoll die Worte zu und liefern dabei den Subtext („das war eine Pointe“) gleich mit. Sprachwitz und Humor, bis hin zum eingespielten Modern Talking-Hit, bewahren das Stück vor Sentimentalität, ohne den Inhalt zu verwässern.
Dabei reichen den Schauspielern wenige Requisiten wie Perücken oder eine Gießkanne, um Bilder auf der Bühne zu entwerfen. Das liegt an der plastischen Sprache, die alle Sinne anspricht und über Wiederholungen und Variationen ihren Rhythmus findet. Genauso überzeugt die Choreographie der einzelnen Szenen, schön-komisch die pantomimische Darstellung einer ruckelnden Fahrt in der U-Bahn.                
Das wohl stärkste Bild ist das titelgebende schwarze Wasser. Am Ende des Stücks taucht es wieder auf. Im Rinnstein neben dem Bürgersteig, auf dem sich Frank und Leyla an einem verregneten Tag nach zwanzig Jahren wiedersehen. Er: Anwalt, bald Minister, Ehemann. Sie: Kassiererin, Single. Nicht mehr die Sterne spiegeln sich im Wasser, sondern die Gewissheit, dass alles so kommen musste, wie es kam. Das ist eine Lesart. Eine andere wäre möglich: die Nacht im Schwimmbad ist ebenso real wie die Begebenheiten nach zwanzig Jahren. Die Sehnsucht der Jugendlichen, gesellschaftliche Brüche zu überwinden, ist so wahr wie die Grenze zwischen Villenviertel und Vorstadtsiedlung. Das Miteinander der einen Nacht als Utopie. Macht was draus, scheint uns das Stück zuzurufen.         
(Die Deutsche Bühne, Januar 2015)


Kräftiger Beifall für die Aufführung unter der Regie von Burkhard C. Kosminski im Nationaltheater Mannheim.
Vor dem Hintergrund des brutalen Mordanschlags in der Pariser Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" ist dieses Stück brandaktuell. Aber das konnte der Mannheimer Schauspielintendant und Regisseur Burkhard C. Kosminski noch nicht wissen, als er Roland Schimmelpfennigs Zusage für die Uraufführung im Nationaltheater erhielt. Theater planen langfristig. Im Fall Schimmelpfennigs noch länger als sonst, da der 1967 geborene Dramatiker der meistgespielte deutschsprachige Autor seiner Generation ist. In 40 Sprachen wurden seine Werke übersetzt, Preise bekam er zuhauf.
Klar, dass sich viele Intendanten um seine Stücke reißen. Burkhard C. Kosminski tat es viele Jahre lang. Doch nun hat es mit dem Sechspersonenstück "Das schwarze Wasser" geklappt. Und ab geht die Reise in eine poetische Utopie über sechs Jugendliche, die für eine Nacht vergessen, welche Spannungen es zwischen verschiedenen Ethnien, Schichten und Religionen geben kann. Das Wunder der totalen Harmonie passiert. Für einen Moment zumindest. Nachts sind die Jugendlichen über den Zaun eines Freibads geklettert, um völlig losgelöst von äußeren Zwängen einzutauchen in das schwarze Wasser, in dem sich die Sternlein spiegeln. Die pure Glückseligkeit planscht mit, und "silbern treibt der Mond" im nächtlichen Nass, das auf ähnliche Weise aphrodisisch wirkt wie der Zaubertrank Pucks in Shakespeares "Sommernachtstraum".
Ja, es geht sehr poetisch zu in Schimmelpfennigs Stück. Und sehr verliebt. So verliebt, dass die türkische Leyla schwanger wird vom deutschen Reicheleute-Sprössling Frank. Aber davon erfährt Frank erst 20 Jahre später, kurz vor seiner Vereidigung als Innenminister. Denn da trifft er die Supermarkt-Kassiererin Leyla per Zufall wieder, seine große Liebe, die er nie vergessen, aber aus Karrieregründen in jungen Jahren verdrängt hat. Auch von vier anderen, sehr konträren Karrierewegen erfährt man im Verlauf des 90-minütigen Stücks in ständigen Zeitsprüngen vor und zurück. Ein ständiges Hin und Her zwischen Präsens, Futur und Imperfekt. Und ebenfalls ein permanenter Wechsel zwischen Rollenspiel und Erzählung, wie es sich für einen echten Schimmelpfennig gehört, denn sein Markenzeichen ist das "narrative Theater", das ein bisschen in der Tradition Brechts steht, zugleich aber auch in der Nachfolge der "Stückezertrümmerer", die zeigen wollen, wie zersplittert unsere Wahrnehmungsprozesse sind und wie fragwürdig geradlinige Handlungsverläufe. […]
Ein gefliestes Karree, dahinter eine Wellblechwand genügen dem Bühnenbildner Florian Etti, um das Schwimmbad-Ambiente, ein Migranten-Mietshaus oder ein Villenviertel als Spielorte anzudeuten. Sie sollen genauso schemenhaft bleiben wie die Charaktere, die im Stück nur "Ein Mann", "Ein anderer Mann" oder "Eine Frau" heißen: Prototypen einer Multikulti-Gesellschaft in einer großen Stadt, in der 200 Sprachen gesprochen und alle möglichen Götter angebetet werden.
Katharina Hauter, Ragna Pitoll, Anke Schubert, Boris Koneczny, Reinhard Mahlberg und David Müller bilden dabei eine Typenparade, bei der das Kollektiv mehr zählt als das Individuelle. Deshalb verbietet es sich, Einzelleistungen herauszustreichen. Am Ende bleiben der Katzenjammer und die Einsicht, dass eine Utopie für eine Nacht im Schwimmbad funktionieren kann, auf Dauer aber nicht. Vorerst zumindest. Man darf ja noch hoffen. Und diese Hoffnung drückt auch der kräftige Premierenbeifall aus.
(Rhein-Neckar-Zeitung, 12.01.2015)

 

Zitate :

„ „Wir sind alle Kinder Gottes“, frei, gleich und prinzipiell zu allem fähig. Schimmelpfennig will seinen Figuren offensichtlich im Theater die ästhetische Versöhnung gewähren, die ihnen im gesellschaftlichen Raum verweigert wird. Zärtlichkeiten jenseits von Vorurteilen und Klassengrenzen: Es hätte so schön werden können, wie es nie war. Aber Regisseur Burkhard C. Kosminski sieht wie ein nachsichtig lächelnder Bademeister vom Beckenrand aus zu, wie die Gotteskinder baden gehen. Die alte Garde – Ragna Pitoll, Anke Schubert, Boris Koneczny, Reinhard Mahlberg – und die beiden Jungen, Katharina Hauter und David Müller, spielen Scharaden von jugendlicher Rauferei, erster Liebe und grausamer Ernüchterung, reichen sich das Wort weiter und markieren ihre Figuren mit angeklebten Bärten, Kopftüchern, Kanakdeutsch und hessischem Dialekt. Eine Gießkanne ersetzt die Dusche, Songs erinnern an „The Power of Love“, der Nachtwächter stochert mit der Taschenlampe in der Sommernacht herum, aber es „bleibt nichts zurück als Dunkel“. Schimmelpfennigs Botschaft ist, kurz nach den Attentaten von Paris, hochaktuell […]“
(Frankfurter Allgemeine, 13.01.2015)

„Sechs Schauspieler schlüpfen mit Perücken und Umhängebärten in viele Rollen lassen in der professionellen Geläufigkeit dieser Wortpartitur die kleinen Pointen blitzen. […]“
(Darmstädter Echo, 15. Januar 2015)
„Am Nationaltheater Mannheim ist seit 10. Januar 2015 Roland Schimmelpfennigs Stück „Das schwarze Wasser“ zu sehen - ein gelungener Zeitspagat und in gewisser Weise auch ein Gesellschaftsporträt. Das Nationaltheater Mannheim zeigt die Inszenierung von Burkhard C. Kosminski, die wohl kaum fanatsie- und temporeicher sein könnte.“
(3 Sat, 12.01.2015)

„Roland Schimmelpfennigs neues Stück „Das schwarze Wasser“, im Schauspielhaus des Mannheimer Nationaltheaters uraufgeführt, lässt uns ahnen, wie das Leben sein könnte, wenn wir uns nicht ständig den gesellschaftlichen Regeln und ihren Vorurteilen unterwerfen würden. Der Intendant und Regisseur Burkhard C. Kosminski hat diesen Abend mit sechs großartigen Schauspielern unterschiedlichen Alters besetzt: Katharina Hauter, Ragna Pitoll, Anke Schubert, Boris Koneczny, Reinhard Mahlberg und David Müller. Das erleichtert ihm den Umgang mit Schimmelpfennigs Zeitsprüngen und einer Prosa, die weitgehend auf szenische Umsetzungen verzichtet und stattdessen, begleitet von gestischen Andeutungen und pantomimischen Einlagen, erzählend vorgetragen wird.Ein ständiges Vor und Zurück ist das auf der fest leeren Bühne, ein Spiel mit Erinnerungsfetzen, die Kosminski immer wieder zu einprägsamen Bildern formt.“
„Was dem Menschen am Leben wichtig ist, vermag nur er selbst zu entscheiden, behauptet Schimmelpfennig. Neu ist das nicht. Aber gemessen am unerbittlichen Vergehen der Zeit nach wie vor bestürzend aktuell. Um das zu zeigen, hat der Bühnenbildner Florian Etti eine hohe metallfarbene Wand errichten lassen, die sich langsam aus der Tiefe nach vorn bewegt und zum Schluss nur einen schmalen Streifen Spielfläche übrig lässt. Ein letzter Ort, an dem wir über die verlorene Zeit und die nicht genutzten Möglichkeiten nachdenken können. Denn das Geheimnis der Welt ist nicht der weite Kosmos oder das unergründliche Schicksal, sondern der Mensch, in dem sich Durchschnittliches und Utopisches auf eine rätselhafte Weise durchdringend mischen.“
(Stuttgarter Zeitung, 13.01.2015)


"Kinder aus der Oberstadt werden Anwalt, Minister, Schulrektorin oder Zahnärztin, während Postmigranten im Vorzimmer, am Döner-Spieß oder der Supermarktkasse landen. Geplatzt der Sommernachtstraum, die Utopie trägt nicht, die Parallelgesellschaft ist traurige Realität. Das ist dem magischen Realisten Schimmelpfennig schon eine gehörige Portion Melancholie wert." [Regisseur Kosminski treffe] "die richtige Entscheidung, choreographiert die Personen und Zeitwechsel markant in teils hochpoetischen Bildern, lässt sie pantomimisch-köstlich U-Bahn fahren, Döner schneiden oder am Beckenrand albern, statt die Mimen – wie branchenüblich – vor ein Mikro an die Rampe zu stellen.“
„Nachdenken über den nur vermeintlich gekitteten Riss durch die Gesellschaft ist eine Sache, die man aus diesem mit großem Applaus bedachten Abend mit nach Hause nehmen kann.“
(Mannheimer Morgen, 12.01.20150)


„Das Schauspieler-Sextett mit Ragna Pitoll, Katharina Hauter, Anke Schubert, David Müller, Boris Koneczny und Reinhard Mahlberg hantiert herrlich mit Haltungen, Emotionen und ein paar Requisiten.
Am Ende viel Applaus für Autor, Regisseur und Ensemble.“
(Die Rheinpfalz, 12. Januar 2015)

 

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