Roland Schimmelpfennig

Start Up

Inszenierung: Burkhard C. Kosminski
Bühne:
Florian Etti
Kostüme:
Sabine Blickenstorfer
Musik:
Hans Platzgumer
Dramaturgie: Stefanie Gottfried

Deutschsprachige Erstaufführung: 14. Oktober 2007
Nationaltheater Mannheim

Besetzung:
Rob: Tim Egloff
Micha: Sven Prietz
Kati: Hannah von Peinen
Ike: Reinhard Mahlberg
Liz: Meridian Winterberg

 


Pressestimmen:

Drei junge Deutsche fahren mit dem VW-Bus durch den Westen der USA. Irgendwo im Nirgendwo wollen sie einen leerstehenden Laden mieten und ein Theater eröffnen. Dabei würde in diesem Kaff nicht mal ein Striplokal Erfolg haben, sagt Vermieter Ike und schlägt stattdessen vor: „Warum nicht Kuckucksuhren?" Roland Schimmelpfennigs Komödie der kulturellen Kollision von Alter und Neuer Welt ist eine Auftragsarbeit des German Theatre Abroad, das die Farce „Start up" in einer Sieben-Wochen-Tournee über 6000 Kilometer von Pittsburgh bis Los Angeles in Flugzeughangars, Casinos und Lagerhallen zeigen will. Zwei Tage nach der Uraufführung in New York hat Burkhard C. Kosminski am Sonntag in Mannheim die deutschsprachige Erstaufführung herausgebracht
Der Schauspieldirektor des Nationaltheaters setzt auch in seiner zweiten Spielzeit forciert auf neue Dramatik und hat damit weiterhin ein erstaunlich glückliches Händchen. Die fünf Schauspieler strömen mit dem Publikum ins Werkhaus-Studio, beginnen mit einer Leseprobe, entwickeln daraus eine Improvisation und steigen dann mit hübscher Ironie in ihre Rollen ein. Kosminski braucht dafür nur fünf Stühle, Perücken, einen Micky-Maus-Pappkopf, ein ferngesteuertes VW-Bus-Modell und viel Gefühl für den Rhythmus des Textes.
Reinhard Mahlberg stülpt sich graumelierte Dreadlocks über den Schöpf und spielt Ike augenzwinkernd ölig und bauernschlau. Er braucht die Miete der deutschen Aussteiger, um das Gebiss seiner Tochter (Meridian Winterberg mit Afro-Wolle auf dem Kopf) zu sanieren. Die drei Kultur-Kolonialisten (Tim Egloff, Sven Prietz und Hannah von Peinen) kommen mit ihren Perücken daher wie Rockstars der Siebziger. Anfangs schwärmen sie noch von der Kunstgarage, wo es Theater als „Benzin für den Kopf" geben soll, doch am Ende wissen sie auch nicht mehr, ob sie Anspruch oder Erfolg wollen. […]
Der Regisseur hat ein Gespür für den Groove dieses Textes und steigert die Komödie bis zur Party, was wiederum die Akteure mitreißt. Der Spielwitz des Quintetts blitzt in jeder Geste auf. Natürlich könnte man diese Satire stärker schärfen, aber die Mannheimer offenbaren eine derart berstende Freude an ihrem Spiel, das sich solche Bedenken umgehend erledigen.
In achtzig Minuten geht es flott vom D-Day zu 9/11, von Burritos zu Schokoriegeln, von Brangelina in Berlin zur jodelnden Gwen Stefani. Roland Schimmelpfennig lässt Vorurteile und Mythen aufeinanderprallen, und Burkhard C. Kosminski schüttelt die Klischees mit leichter Hand. Das Mannheimer Pop-Theater zeigt, dass man gar nicht quer durch die Staaten tingeln muss, denn Amerika haben wir ja alle im Kopf.

Darmstädter Echo

 

„…Interessant ist Schimmelpfennigs Stück aber als Manifest einer transatlantischen Unbekümmertheitsbegeisterung, in der die Vorurteils-Raffinerie nur den Treibstoff liefert für fröhliches Entertainment. Moralische und politsche Kategorien werden hier zwar benannt, aber keine Sekunde lang ernsthaft diskutiert. So erzählt „Start up“ nicht vom Leiden junger Deutscher, sondern von ihrer Sehnsucht nach amerikanischer Leichtigkeit, vom Wunsch, endlich Teil einer großen fröhlichen Weltfamilie sein zu dürfen.
Genau in diesem Sinn, als animierten deutsch-amerikanischen Kindergeburtstag, zeigt der Mannheimer Regisseur (und nebenher auch Schauspieldirektor) Burkhard C, Kosminski „Start up“, ein schmissiger Spaß für insgesamt fünf Schauspieler. Es wird lustig mit Hippieperücken hantiert und zu Schrammelmusik gesungen in dieser Erstaufführung, über Quentin Tarantino gescherzt und von seltsamen Schönheitsidealen gelabert.
„Mit den richtigen Zähnen kannst du hier alles erreichen“ heißt die amerikanische Losung. Die Kulturbotschafter aus Europa scheinen in dieser Mannheimer Theaterparty wild entschlossen, sich endlich und glücklich von ihrer deutschen Verkniffenheit zu befreien. Aber Vorsicht: Das Gespenst des Terrors könnte sie am Ende auch in der schönen Fremde einholen. …“

Spiegel online

 

[…] Wie das Ganze im Wilden Westen funktioniert, wissen wir noch nicht. Im Fall von Mannheim dagegen kann man jetzt schon sagen, dass Burkhard C. Kosminski keinen Fehler machte, als er „Start Up“ als Theater im Theater und als Probenprozess inszenierte […]

Theater Heute

 

„..Die Uraufführung war vor ein paar Tagen in New York; die deutschsprachige Erstaufführung hat nun Burkhard C. Kosminski in Mannheim als Mischung aus Leseprobe und böser Performance inszeniert, mit abrupten Stimmungswechseln und lustvollem Bad in Klischees. … Der Regisseur Kosminski lässt manchmal ein ferngesteuertes Spielzeugauto durch die Szene sausen, einen VW-Bus: zwar sind wir in Amerika, aber ein bisschen auch im deutschen Kinderzimmer. Kein Welttheater also, aber eine feine Mixtur aus Kabarett und Freak-Show, welch selbige am Ende ekstatisch singt und tanzt. …“

Stuttgarter Zeitung

 

„…Kosminskis Inszenierung versucht erst gar nicht, das Stück  größer zu machen als es ist, nimmt seine Klischeehaftigkeit stattdessen zum Anlass einer ausgelassenen Komödie. …“

Die Rheinpfalz

 

„…Es geht also schon in Ordnung, dass Burkhard C. Kosminski das Stück nicht mit Bedeutung aufplustert, sondern ein munteres Spiel im Spiel inszeniert. Wir befinden uns mitten in einer Probensituation, in der Schauspieler sich in Rollen einfinden. Das wirkt unangestrengt und offenbart eine Leichtigkeit der Regie….“

Meier

 

„…Kosminski lässt den Abend nüchtern wie eine Leseprobe anlaufen, gibt dann aber kräftig Gas und jagt die Farce in steiler Schräglage auf Hochtouren über die Runden von achtzig Minuten Spieldauer. …“

Rhein-Neckar-Zeitung

 

„..Es wird viel gesungen (und gelacht) an diesem schwerelosen Abend, der uns immerhin auf eine amüsante Weise darüber belehrt, dass in Amerika die persönlichen Freiheiten manchmal kleiner sind als überliefert und die Oberflächen des Denkens größer, als es die ichbezogene Zentralperspektive dieses Landes hätte vermuten lassen. …“

Mannheimer Morgen

 

„…Die deutsche Erstaufführung des Theaterstücks „Start up“ des Gegenwartdramatikers Roland Schimmelpfennig am Mannheimer Nationaltheater ist am Sonntagabend vom Publikum bejubelt worden. …“

dpa