Arthur Miller

Tod eines Handlungsreisenden

Inszenierung: Burkhard C. Kosminski
Bühne und Kostüme:
Florian Etti
Musik: Matthias Schneider-Hollek
Dramaturgie: Frank Raddatz

Premiere am 19. 12. 2002 im
Düsseldorfer Schauspielhaus

         Besetzung:
         Willy Loman: Wolfgang Reinbacher
         Linda: Anke Schubert
         Biff: Steffen Schroeder
         Happy: Tim Egloff
         Bernhard: Jürgen Sarkiss
         Eine Frau: Julia Grafflage
         Onkel Ben: Thomas Meinhardt
         Charly: Heinz Kloss
         Howard: Klaus Rodewald

 


Pressestimmen:

„Tod im Videozeitalter“
„Arthur Millers tragikomisches Stück „Tod eines Handlungsreisenden“ hatte als Multimedia-Schauspiel in Düsseldorf Premiere. Ein Ereignis.“
….“ein riesiger, die große Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses nahezu ausfüllender, halb transparenter Quader kreist von Zeit zu Zeit um sich selbst, als wäre er ein Stück von der Documenta. Seine Seiten bilden Projektionsflächen mal erscheint darauf das Gesicht eine s Darstellers in Großaufnahme, mal setzt sich das Schauspiel als Film fort. Kurze, interviewhafte Fragen laden einzelne Charaktere zur seelischen Selbstentplösung ein.
Regisseur Burkardt C. Kosminski und Bühnenbildner Florian Etti haben Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ gut fünfzig Jahre nach dessen deutscher Erstaufführung am gleichen Ort ins Medien- Zeitalter überführt. Das ist keine Gag, sondern ein Kunstgriff, der den Text des Stückes mit Gegenwart anreichert und ihm zugleich eine neue Seite abgewinnt.
Millers Kapitalismuskritisch gemeinte Story vom Handlungsreisenden Willy Loman, der sich mit 63 Jahren zum alten Eisen gehörig fühlt und es am Ende nur noch darauf absieht, seiner Familie durch Selbstmord die Summe seiner Lebensversicherung zuzuchanchen, wird in Düsseldorf zum Porträt einer tragikomischen Gestallt. Wolfgang Reinbacher spielt seinen Loman mal polternd mal in maßlosem Hang zur Selbstverklärung als Psychopaten, der den amerikanischen Traum irgendwie falsch verstanden hat.
Jedes mal wenn Reinbachers Gesicht auf der Großleinwand hinter ihm erscheint, spürt man besonders heftig, wie sehr es in Lohman arbeitet, wie viel Energie er dafür verwendet, seine Lebenslüge vor sich und seiner Verwandschaft aufrechtzuerhalten.
Die lautet: Ich, Lohman, bin ein erfolgreicher Mensch; Handelsvertreter, nun gut aber beliebt, allseits bekannt, fast schon ein Star; meine Familie kann sich gleichfalls sehen lassen; zwei Söhne auf dem besten Wege in ein ebenso erfolgreiches Leben- und eine Ehefrau, die zu mir hält.
Doch keiner durchschaut die Brüchigkeit diese Edylls besser als derjenige, der es sich mühsam erbaut hat: Lohman. Und die beiden Söhne, Biff und Happy, geben sich gar nicht erst der Ilussion hin, die ihr Vater ihnen aufdrängt: Dem Traum von einem materiell und gesellschaftlich erfolgreichen Leben.
Als Biff seinen Vater mit einer Geliebten ertappt, hat der Alte für ihn als Vorbild entgülig ausgedient. Steffen Schroeder verleiht seinem Biff etwas sympathisch Aufbrausendes, Spontanes, das unmittelbar zu einem Kernsatz des Stücks führt. Zu seinem Vater gewandt, stellt Biff aufgebracht und vorwurfsvoll fest: „ In diesem Haus haben wir nie auch nur zehn Minuten die Wahrheit gesagt.“ Das Verhältnis zwischen Lohman und Biff ist eine Episode von hohem Rang. In der Düsseldorfer Inszenierung bietet sie neben den alles beherrschenden, in seiner launehaftigkeit überragenden Wolfgang Reinbacher zumindest noch einen zweiten Darstelle die Möglichkeit, sich aus dem Esamble hervorzuheben.
Gegen Ende des Abends raßen Ansichten von New York über die Projektionsflächen. Bilder von Erdöl- pumpen sind gegen solche von Militärflugzeugen geschnitten. Die Weltmacht Amerika ist in dieser Inszenierung ganz gegenwärtig. Dennoch wäre es falsch, den „Tod eines Handlungsreisenden“ als rein politisches Stück zu begreifen. Sosehr Miller den amerikanischen Materialismus brandmarkt, sosehr sucht er doch auch den amerikanischen Traum gegen diejenigen in Schutz zu nehmen, die ihm allzu simpel verstehen. Lohmann – das tritt in Reinbachers großartiger Offenbarung von dessen Zwiespalt hervor- hätte wahrscheinlich lieber seine Neigungen nachgehen und Handwerker werden sollen, statt aus Geltungssucht einen Beruf zu ergreifen, dem er nicht gewachsen ist. Erst recht hätte er seinen falschen Ehrgeiz nicht auf seine Söhne übertragen dürfen.
Als der smarte Bernard (Jürgen Sarkiss), einst Kamerad Biff, auf den Plan tritt und Lohman von ihm erfahren will, wie er’s denn geschafft habe im Leben, scheint dem alten Lohman zu dämmern, dass der amerikanische Traum zu seiner Verwirklichung nicht blinden Ehrgeiz, sondern neben Fleiß und Glück vor allem etwas verlangt, das nicht jeder hat: Begabung.
In der letzten Szene hastet Lohman aufwärts und abwärts über da Treppengerüst, das, dem sich drehenden Projektionsquader vorgelagert, gleichfalls kreist. Selbstmord, solchermaßen angedeutet, als tragikomischer Ausweg. Loman ist am Widerspruch zwischen Sein und Schein zerbrochen. Biff aber weiß jetzt wenigstens, wer er ist.
Nach einer Stunde und 40 Minuten ohne Pause: lang anhaltender Beifall für Wolfgang Reinbacher, auch für Steffen Schroeder und pauschal für Regie und Ensemble. Das Düsseldorfer Schauspielhaus macht zurzeit die Karriere, die Loman versagt blieb.

Rheinische Post

 

„Die Lebensangst der Ich Ag“
…“beklemmend aktuell geriet am Donnerstag im Schauspielhaus die Premiere von Arthur Millers Stück „Tod eines Handlungsreisenden“. In Zeiten steigender Arbeitslosigkeit und Ich – Ag’s ist die Existenzangst des alt gewordenen Handlungsreisenden Willy Lohman auch 53 Jahre nach der Uraufführung des Stücks packend.
…“Der Applaus am Ende war lang und verdient und galt Schauspielern, Regie und Bühnenbild.“…

Neue Rheinzeitung

 

Ein Prachtkerl im Netz
…“Es ist nicht nur eine gescheiterte Existenz in Zeiten wirtschaftlicher Depression, die Regisseur Burkhardt C. Kosminski im Düsseldorfer Schauspielhaus gekonnt auf die Bühne bringt“…
…“ein dreidiminsionaler Kubus (Bühne: Florian Etti) dient als Projektionsfläche, filigrane Stahltreppen führen an den Wänden entlang in andere Zeiten, ins Unterbewusstsein, in die Reflektion. Wie in einem Dokumentarfilm schildern die Akteure in sich harmonisch einfügenden Einspielungen ihr Ringen mit sich selbst.“…

Westdeutsche Zeitung

 

Düsseldorf: Letzte Ausfahrt Brooklyn
…“Miller als Sozial- Report – Burkhardt C. Kosminski gelingt in der riesigen Bühnewüste des Düsseldorfer Schauspielhauses die aktuelle Miller-Sicht: mit Film-Interviews wie aus der Sozial- Reportage, in der die Mitglieder der Familie sich an den toten Vater erinnern.“…

Die deutsche Bühne

 

Der düstere amerikanische Traum
…“Regisseur Burkhardt C. Kosminski verankert Millers schwebendes Kontinuum aus Traum, Erinnerung und Gegenwart radikal im Hier und Jetzt.“…

General – Anzeiger Bonn