William Shakespeare

Was ihr wollt

Inszenierung: Burkhard C. Kosminski
Bühne:
Florian Etti
Kostüme:
Ute Lindenberg
Dramaturgie: Jan-Philipp Possmann
Musik:
Hans Platzgumer
Licht: Nicole Berry

Premiere am 12. Juni 2010 im

Nationaltheater Mannheim

Besetzung:
Viola/Cesario: Sabine Fürst
Gräfin Olivia: Dascha Trautwein
Herzog Orsino: Peter Pearce
Clown Feste: Edgar M. Böhlke
Sir Toby Rülps: Reinhard Mahlberg
Sir Andrew Leichenwang: Klaus Rodewald
Malvolio: Sven Prietz
Maria: Gabriela Badura
Antonio: Anke Schubert
Sebastian: Taner Sahintürk
Fabian: Matthias Thömmes

 


Pressestimmen:

Bleichenwangs·Hund
Kosminskis „Was ihr wollt“ in Mannheim
Die Mannheimer toben. Schauspieldirektor Burkhard C. Kosminki bringt sie mit seiner Inszenierung von Shakespeares "Was ihr Wollt" zum Lachen. Das ist das deutlichste - und keineswegs kleine - Verdienst seines gut zweistündigen Abends. Den tragischen Motiven, die auch vorhanden sind, nämlich dem der stellvertretenden Brautwerbung und der starren Ständegesellschaft, schenkt Kosminski weniger Beachtung oder wendet sie ins Komische: Malvolio, der hochnäsige Diener der Gräfin, der sich gern den Grafentitel erheiraten würde, ist eine lächerliche Figur, sein Wunsch aufzusteigen erscheint als komische Anmaßung.
Auch die Tragik der missglückten stellvertretenden Brautwerbung, die Thomas Mann vier Jahrhunderte später in seinem "Doktor Faustus" weiterspielt, ist hier vor allem lustig. Viola verliebt sich, als Diener verkleidet, in Illyriens Herzog Orsino, der sie zur Gräfin Olivia schickt, um deren Gunst zu erwerben, wobei sich Olivia in den Werber verliebt und nicht in Orsino.
Sabine Fürst wird als Diener Cesario von jedem mal beknutscht, bestiegen und besessen, bis schließlich ihr ertrunken geglaubter Bruder auftaucht und Olivia so beglückt, wie sie es möchte, so dass das tolle Liebesspiel endlich aufgeht. Mit Feingefühl gelingt es Kosminski, die komischen Elemente des Stückes freizulegen; entsprechend haben es die komischen Rollen bei ihm leichter als die tragischen: Der Narr, Tobias von Rülps und Andreas von Bleichenwang bilden mit Dienerin Maria ein Quartett, das die Zuschauer mit großem Erfolg bespaßt. Jene drei sind es auch, die Kosminski zuweilen umgangssprachlich heutig reden lässt. Weisheiten wie "Was tut's mir in der Seele weh, wenn ich vom Glas den Boden seh" mischt er mit englischen Versatzstücken des Shakespeare-Textes und der deutschen Übersetzung von Rainer Iwersen.
So entsteht im schwarzen Guckkasten ohne Decke (Bühne: Florian Etti) eine skurrile Shakespeare-Collage, die im Laufe des Spiels an Fahrt gewinnt, wenn Publikumsliebling Klaus Rodewald als Bleichenwang seine Perücke zum Hund werden lässt oder Olivia nackt vor ihrem Geliebten herhüpft. Einzig Sabine Fürst spielt den Cesario mit einer Ernsthaftigkeit, die im Gegensatz zur überzeichneten Spielart der anderen steht. Auf den versöhnenden Komödienschluss, in dem die Paare heiraten, verzichtet Kosminski. Stattdessen singen alle zusammen das Lied des Narren. Der ist hier nicht nur der erste auf der Bühne, sondern auch Wortführer.
Frankfurter Rundschau, 16.06.2010

Liebe ist nur Trug
Mannheims Schauspieldirektor Burkhard C. Kosminski inszeniert Shakespeares „Was ihr wollt“ am Nationaltheater
In Shakespeares Komödie „Was ihr wollt" sind alle verrückt vor Liebe und bringen sich dabei fast um den Verstand. Der Mannheimer Schauspielleiter Burkhard C. Kosminski macht daraus ein melancholisches Traumspiel. Seine Inszenierung ist eine heiter kluge Versuchsanordnung über die Irritationen der Liebe: die beste Schauspielproduktion in dieser Spielzeit.

lllyrien ist hier ein rechtwinkliger, streng vermessener Ort, eine unbekannten Gesetzen gehorchende De-Chirico-Welt, ohne Licht und Schatten freilich. Dafür mit beweglichen Wänden, die gefährlich heranrücken. Shakespeares wundersamer Küstenstaat ist ein unheimliches Traumland, in dem die Menschen träge umherschreiten wie in einem Stück von Robert Wilson, mit weißen Gesichtern und rot verschmierten Mündern geschminkt wie schlampige Clowns und kostümiert wie für eine schrille Künstlerparty. Alles ist Äußerlichkeit in dieser Welt, auf nichts Verlass. Der eben noch weite Raum schrumpft plötzlich zur schmalen Kammer. und hinter dünner Schminke verbirgt sich nackte Angst.
Dabei ist das Thema von Shakespeares wundersam rätselhafter Komödie "Was ihr wollt" die Liebe. Diese bricht sich allerdings in solch naturhaft brachialer Weise Bahn, dass keine Vernunft das Handeln noch zu beeinflussen vermag. Das Stück erzählt eine simple Dreiecksgeschichte. Viola landet als Schiffbrüchige an der Küste Illyriens, glaubt, ihren Zwillingsbruder Sebastian bei dem Unglück verloren zu haben, und begibt sich, .als Mann verkleidet, in die Dienste des Herzogs Orsino, des Herrschers dieses Landes. Der ist in Olivia verliebt und schickt Viola, die sich in ihrer Männerrolle Cesario nennt, als Liebesboten zu der schönen Gräfin Olivia. Diese weist die Anträge des Herzogs ab, verliebt sich aber in seinen Abgesandten, der wiederum längst für seinen Auftraggeber entflammt ist. So zielt die Liebe hier dreimal ins Leere, wirft die Liebenden auf sich selbst zurück, lässt sie verzweifeln an ihren Gefühlen und zweifeln an sich selbst.
Unterstützt von dem Bühnenbildner Florian Etti, der Kostümbildnerin Ute Lindenberg und dem Komponisten Hans Platzgumer treibt Kosminski Shakespeares böses Liebesverwirrspiel noch ein Stückchen weiter. Nicht nur die als Mann verkleidete Viola gerät hier in eine tiefe Identitätskrise, auch Herzog und Gräfin fallen zusehends aus ihren sicher geglaubten Geschlechterrollen, vermögen nicht mehr zu unterscheiden zwischen dem Objekt ihrer Liebe und ihrer Vorstellung davon. Der Herzog Orsino, den Peter Pearce als grazilen Märchenprinzen über die Holzbretter seines von der Liebesseuche heimgesuchten Reiches tänzeln lässt, entdeckt in einem trüben Spiegel nicht nur das eigene Konterfei, sondern auch die Gestalt der angebeteten Gräfin, beides sich überlagernd, keine Unterscheidung mehr möglich zwischen der Liebe zu den Anderen und der Liebe zu sich selbst. Olivia wiederum schenkt dem vergötternden Jungen, den sie in der verkleideten Viola zu sehen glaubt, ein Tuch mit ihrem Fotoabbild. Sie bedeckt Viola damit und erblickt nun statt des Gesichts des Angebeteten ihr eigenes in verzerrter Vergrößerung.
So bleibt alles an diesem wunderbaren Theaterabend immerfort auf der Kippe, küssen Frauen Frauen, die sie für Männer halten, liebkosen Männer Frauen, die vorgeben, Männer zu sein. Die Momente des Erschreckens sind gleichzeitig Augenblicke der Erlösung, Erkenntnisblitze über das eigene Ich, das hinter Konventionen und Liebesschwüren verschüttet liegt. Nicht nur der smarte Herzog kommt da ins Grübeln. Dascha Trautweins hochhackige, hochtoupierte, von einer Plissee-Wolke umrockte Olivia stöckelt entschlossen liebestoll durch den Nebel ihrer Empfindungen. Sabine Fürst als Viola gibt das gefühlgebeutelte Mädchen hinter der Fassade eines coolen Kerls im legeren Sommeranzug.
Auch vor dem restlichen Illyrien macht der Liebeswahn nicht halt. Der biedere Hofbeamte Malvalio darf eine Weile vom Glück der Liebe und des Aufstiegs träumen. Sven Prietz macht den eitlen Gecken zum vollkommenen Deppen und belässt ihm doch die Würde eines ehrbaren Träumers. Er ist das bemitleidenswerte Opfer eines üblen Ränkespiels. Angeführt von Gabriela Baduras herrlich hinterhältiger Maria, treibt eine große Koalition aus nichtsnutziger Verwandtschaft und gebeuteltem Personal das böse Spiel fast bis zur Vernichtung des armen Kerls.
Dessen Racheschwur bleibt dann auch das letzte Wort in dieser Komödie ohne Happy End. Das nämlich wollte Kosminski im Gegensatz zu Shakespeare den Liebeskranken aus Illyrien nicht gönnen. Wie zu Beginn stehen alle staunend in einer Welt, die aus den Fugen und so schnell nicht mehr zu kitten ist. Und nur der Narr darf noch einmal seine Reibeisenstimme zu einem melancholischen Lied erheben. Edgar M. Böhlke spielt ihn als grauen Zausel im altmodischen Gehrock, eine Trommel hat er dabei wie einst Oskar Matzerath. Die  Trommel schlägt er nicht mehr. schwingt dafür ganz verloren auf einer Kinderschaukel. Vielleicht ist es ja sein sonderbarer Traum, dem wir hier zwei Stunden lang zusehen durften, dem Traum eines alten, weisen Narren über die Liebe und das Trugbild, das wir manchmal dafür halten.
Die Rheinpfalz, 14.06.2010

Schauspiel: Burkhard C. Kosminski inszeniert mit „Was ihr wollt“ seinen ersten Shakespeare am Nationaltheater
Der Liebestraum des Narren
Tja, was ist es nun, dieses Stück? Ende und Höhepunkt der heiter-romantischen Shakespeare-Komödien, ein vorgezogenes Fasnachtsspiel für die "Zwölfte Nacht"- so der Untertitel - der Rauhnächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsabend oder ein Stück über private Glückssuche mit politischer Verquickung? In Mannheim, so kann man nach dem Jubel für alle unter der Regie von Schauspieldirektor Burkhard C. Kosminski an der Premiere Beteiligten sagen, ist es trotz anglistischer Forschung vor allem eines: "Was ihr wollt" - nämlich ein Heidenspaß.
Am elysischen Gestade Illyriens, wo die Geschwister Viola (Sabine Fürst) und Sebastian nach Schiffbruch landen, herrscht herrschaftliche Liebestollheit, die durch deren Ankunft zum erotischen Verwirrspiel wird, das wiederum der Regisseur mit handwerklich gut geschmierter Komödienmechanik zum Zentrum des Abends macht. Während Sabine Fürst sich in der Hosenrolle des Cesario vom kessen Edelknaben zur liebenden Frau wandelt, wirkt ihr Bruder Sebastian (Taner Sahintürk) in der Begleitung von Seemann Antonia (Anke Schubert) wie ausgebremst, denn Kosminski lässt manches aus, was seiner Figur Spielraum gäbe. Aber ist die opulente Bildmaschine Florian Ettis erstmal in Gang gekommen, lässt uns ein "traumhafter" Ensembleabend manch kleine Unsauberkeit schnell vergessen.
Erotische Clownerie
In Kolorit und Bewegungssprache setzen Regie, Bühnenbild und die feinsinnigen Kostüme Ute Lindenbergs auf eine Ästhetik, die Inszenierungen Achim Freyers und Robert Wilsons, abgeschmeckt mit etwas "Cabaret", gewürzt mit einer Kino-Prise „Adams Family", zu einer erotischen Clownerie verquickt. Auf den Originalitäts-Oskar braucht man darob nicht zu hoffen, aber neu ist das in der Bildsprache Kosminskis allemal. Und es funktioniert.
Halbweiße Gespenster (auffallend gute Maske: Harald Klute) sind diese Wesen, geisterhaft ins träumerische Licht Nicole Berrys gesetzt. Das Leben ein Traum. Wer wüsste es besser als der Narr, dem Shakespeare stets Weisheit zugesteht. Edgar M. Böhlke haucht sie diesem Abend mit flatternden Rockschößen schaukelnd - bezaubernd, fast zärtlich ein. Der "tiny little boy", der kleine Junge von einst, ist längst König Lear und träumt den romantischen Sommernachtstraum von Irrungen und Wirrungen.
Es sind bekanntlich die schlechtesten Früchte nicht, an denen Shakespeare-Regisseure nagen. Und Kosminski, der große Freund englischsprachigen Theaters, will den Mannheimern den freilich besser als die Übersetzung Rainer Iwersens k1ingenden Originaltext nicht vorenthalten. Ein zweisprachiger Stadttheaterabend ist mutig, bietet aber auch Chancen. Am meisten für den Muttersprachler Peter Pearce, der mit dem liebeskranken Herzog Orsino seine erste Hauptrolle am Nationaltheater glänzend meistert. Mehr als in die schöne Gräfin Olivia ist der anmutige Landesfürst ins Verliebtsein verliebt, geißelt sich mit Selbstmitleid und schönen Versen.
Auch das Objekt der Begierde ist bei Dascha Trautwein in fingerfertigen Händen. Die vielseitige Schauspielerin beherrscht Komödienklaviatur vom Vamp bis zum liebestollen Schaf und wieder zurück zur Boulevard-Diva mühelos, nuancenreich und mit hohem Unterhaltungswert. Ihre Verwandtschaft (Reinhard Mahlberg) schnorrt sich mit Kumpanen (Klaus Rodewald (!), Matthias Thömmes, Gabriela Badura) und exzellentem, nach Tom Waits und John Dowland klingenden Gesang durch das von Hans Platzgumer elektroakustisch sphärisch beschallte Gemäuer und macht Haushofmeister Malvolio zum "Hofhund und Hausmeister" - nicht ohne ein einfallsreiches Feuerwerk des Frohsinns zu zünden. Nur einem genialen Komiker wie Sven  Prietz, der in Malvolio eine neue Paraderolle gefunden hat, gelingt es, selbst in gelben Strümpfen und im Kerker trippelnd angemessene Haltungen zu bewahren.
Von selbstherrlicher Staatsgewalt, vom Ordnungsvakuum der Tagespolitik erfahren wir nichts. Auch der romantischen Liebe scheint Kosminski, Realist, der er nun mal ist, zu misstrauen. Bevor sich drei glückliche Paare im Textbuch finden, erwacht der Narr. Und so lernen wir, dass auch Komödien traurig enden können - oder aber, dass Narren die realistischeren Träumer sind.
Mannheimer Morgen, 14.06.2010

Odyssee durch die Galaxien der Geschlechter
[…] Alles in allem bietet Kosminski Großraumtheater mit faszinierenden Bildlösungen – etwa mit Graf Orsinos gigantischer Dusche oder mit der riesigen Schaukel, auf der der Narr mit fliegenden Rockschößen die weiten Dimensionen durchmisst. So ist der Raum vielleicht der größte Star der Inszenierung. Zugleich lässt er große Distanzen zwischen den Personen, die zwar Vereinzelung bedeuten, aber auch viel Platz zur Entfaltung der Akteure lassen.
Und diese Chance wurde von den Schauspielern weidlich ausgenutzt, um mit viel Situationskomik und zur Musik von Hans Platzgumer dafür zu sorgen, dass diese eindrucksvolle Aufführung von „Was ihr wollt“ auch unter dem Titel „2010: Odyssee im Weltraum der Liebe“ hätte stehen können. Begeisterter Beifall.

Rhein-Neckar-Zeitung, 14.06.2010

[…]Burkhard C. Kosminskis Mannheimer Inszenierung von Shakespeares "Was ihr wollt" zeigt keine Scheu vor derlei delikaten Einsprengseln. Vor allem aber weiß sie die Liebesmaskeraden des Stückes mit schönster Eleganz auf den Präsentierteller zu heben und dabei doch ernst zu nehmen. Die Frage nach der Aktualität stellt
sich in keinem Augenblick - der Zuschauer findet sich wie selbstverständlich in den Buntheiten auf der Bühne wieder. […]
Mainzer Allgemeine Zeitung, 15. Juni 2010

Hier herrscht der Narr
SHAKESPEARE-KOMÖDIE
So klar und schnörkellos sieht man "Was ihr wollt" selten.
Mit seiner cleveren Inszenierung tut Burkard C. Kosminski Shakespeare und seinem Publikum einen Gefallen.
Die Komödie ist so doppelbödig wie ihr Titel. Wer ist da eigentlich mit "ihr" gemeint?
Wir alle, die wir uns nach etwas sehnen, und uns nur zu gern vormachen, dass das, was da zufällig in Reichweite kommt, so ist, wie wir es gern hätten?
Der Mannheimer Schauspielchef hat diese Frage sehr sorgfältig beantwortet. Über einer melancholisch-romantischen Grundierung schaukelt er die Hosenrollen-Verwechslungskomödie auf ihren Höhepunkt zu. Anfangs richtet Kosminski die Verwirrungen in ruhigen Einzelbildern an, die genau in die für diese ausschnitthafte Erzählweise gemachte Bühne eingepasst sind. Fast unmerklich erhöht Kosminski das Tempo und verkuppelt die dunkel-poetischen Einzelaktionen zu einer rhythmisch fein abgestimmten Handlung.
In diesem Illyrien herrscht nicht der Duke oder die Gräfin, sondern ein melancholischer Narr. Edgar M. Böhlke verliert unter der Langhaarperücke vollkommen seine sonst so staatstragende Vernunft. Dascha Trautwein ist als liebeskranke Gräfin Olivia komisch, poetisch und leidend zugleich, und Sven Prietz als Malvolio in gelben Neidhosen und mit aufgeschminktem Joker-Grinsen eine Groteske für sich.
Vielleicht ist es diese leichte Subversivität, die an Kosminskis Inszenierung überzeugt. Denn neben der Souveränität, mit der er Stile und Zitate zusammenfügt, ist es die Lakonie, mit der der Mannheimer Schauspielchef die Dialektik des Stücks herausarbeitet. Zwei Spiegel und zwei rote Vorhänge weisen auf die zentralen Motive hin: Verhüllen, Enthüllen und Narzissmus.
(meier - das stadtmagazin)

Die Liebe, ein Traum
[…] So beginnt "Was ihr wollt" in Mannheim: surreal, dekonstruiert, traumverhangen. Dann erst lösen sich aus dem Figurenkarussell die Handlungsstränge, die allesamt auf dieselbe Sackgasse zuzulaufen·scheinen, weil hier stets jemand jemanden liebt, der diese Gefühle nicht erwidert. Überraschend artifiziell fällt Burkhard C. Kosminskis Perspektive auf die vielgespielte Shakespeare-Komödie aus. Wo andere Regisseure auf drastischen Realismus und derbkomische Auftritte setzen, vertraut Kosminski auf Stilisierung und Verfremdung. Das Ergebnis: eine der schönsten, durchgeistigsten Inszenierungen dieser Spielzeit.
(Leo, 8.7.2010)