Schillertage 2007 - 2015
Theater der Welt 2014
Bürgerbühnenfestival 2015

Festivals unter künstlerischer Leitung von/mit
Burkhard C. Kosminski

18. Internationale Schillertage, 12. - 20. Juni 2015

17. Internationale Schillertage, 21. - 29. Juni 2013

16. Internationale Schillertage, 2. - 10. Juni 2011

15. Internationale Schillertage, 19. - 27. Juni 2009

14. Internationale Schillertage, 15. - 23. Juni 2007


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Interview Bürgerbühnenfestival 2015, Mannheimer Morgen >

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Mit den 17. Internationalen Schillertagen 2013, die am Samstag, 29. Juni zu Ende gegangen sind, zeigte das Nationaltheater Mannheim erneut, wie aktuell und anregend die Beschäftigung mit Schiller ist.

An neun Tagen standen bei den 17. Internationalen Schillertagen an 13 Spielstätten im Nationaltheater Mannheim, Alte Feuerwache, Community art Center Mannheim, TiG7, Zeitraumexit, Cinema Quadrat und im Stadtraum insgesamt neun Gastspiele, acht Auftragsproduktionen, sieben Uraufführungen, zwei Eigenproduktionen und insgesamt über 100 Einzelveranstaltungen unter dem Motto „Die Kritische Masse“ auf dem Programm.

Mit 22.000 Besuchern, einer Auslastung von 93,8% und meist ausverkauften Vorstellungen konnte die Gesamtbesucherzahl gegenüber den Schillertagen 2011 um 1.000 Besucher gesteigert werden.

Nationale und internationale Gastspiele aus dem Iran, Russland, den Niederlanden, der Schweiz und Österreich, Auftrags- und Koproduktionen und Grenzgänge zwischen Theater und Bildender Kunst, aber auch die Schill-Outs mit regional und überregional bekannten Bands fanden zahlreiche Begeisterte. Im Rahmenprogramm wurde beim SWR Forum an fünf Tagen über die Frage Demokratie – Aber welche? diskutiert und in den Publikumsgesprächen konnten sich Besucher und Künstler intensiv austauschen. Das Schillertage-Stipendiatenprogramm bot den rund 60 Stipendiaten mit Themen rund um das diesjährige Motto eine hochkarätige Riege an Seminarleitern wie z. B. Calixto Bieito, Theresia Walser, Prof. Thomas Schmidt, Prof. Carl Hegemann uvm.

Die von Presse und Publikum umjubelte Auftragsproduktion Der Parasit in Kooperation mit dem Staatsschauspiel Dresden machte den diesjährigen Auftakt der 17. Internationalen Schillertage.
„Stefan Bachmann inszeniert den ungewöhnlichen Schiller-Spaß mit einem wunderbar eingespielten Ensemble und hervorragendem Sinn für Timing und dosierten Gags im Dienste des Ganzen“, so Die Deutsche Bühne. „Kaum je gespielt, kann man nun in Stefan Bachmanns fulminantem Glanzstück der Regie- und Schauspielkunst zusehen, welches Maß an Intrigen und glücklichen Zufällen selbst auf dem Theater dazu gehört, einen mit allen Wassern der Verstellungskunst gewaschenen korrupten Heuchler und windigen Speichellecker wie Selicour zu entlarven. […] Einfach großartig!“, so Deutschlandradio. Am gestrigen Freitag feierte das Stück in Dresden Premiere.

Machina eX war bereits bei der letzten Ausgabe der Schillertage im Rahmen von X Wohnungen zu Gast. Das Theater- und Medienkollektiv macht theatrale Computerspiele in lebensechter Grafik und baut Hybride aus Illusionstheater und Point’n’Click-Adventure. Mit BLIND VARIATION #3 (UA) hat es in diesem Jahr einen unterirdischen Rätselparcours im Künstlerhaus zeitraumexit aufgebaut. Die Zuschauer erspielten sich in kleinen Spielgruppen den Weg durch den Abend und durch das Lösen von Rätseln auch die Geschichte.
Neben Heimat - Träume? (UA) im Community art Center und The Earthaluja! Extinction Revival (UA) von Reverend Billy & The Stop Shopping Choir stand am 29. Juni noch ein letzter Höhepunkt der diesjährigen Schillertage auf dem Programm: das Burgtheater Wien war mit räuber.schuldengenital von Mannheims ehemaligem Hausautor Ewald Palmetshofer in der Regie von Stephan Kimmig zu Gast.

Die nächsten Schillertage finden 2015 statt.

2011

Auf der Höhe der Zeit
Ralf-Carl Langhals blickt freudig auf die Schillertage

Da ist es nun, das von Schiller- wie Theaterfreunden sehnsüchtig erwartete Programm der 16. Internationalen Schillertage - und lässt aufmerken. Statt Aufsehen mit Produktionen zu erregen, die vor allem durch den Exotik-Faktor von sich reden machen, setzt man im Gastspielbereich auf renommierte Produktionen des deutschsprachigen Raumes. Staubig wird es mit Regisseuren wie Vontobel, Thalheimer und Kriegenburg dennoch keineswegs zugehen. Es wird ein Festival für Besucher, die sich nach großen Namen sehnen, und dennoch auch für projektfreudige Schillerfans. Denn auch mit freien Arbeiten wie etwa des Ballhauses Naunynstraße oder Philipp Hochmaiers Balladenprojekt aus Berlin weiß das Festival zu überraschen, das auch bei den Auftragsproduktionen mit sicherer Hand die derzeit interessantesten Handschriften der spartenübergreifend arbeitenden freien Szene zeigt. Jan Lauwers und Massimo Furlan lassen Großes erwarten. Auch wirken die kleineren Produktionen im Festivalgeschehen konzentrierter und näher am gewählten Festivalmotto als in den Vorjahren. Dem Team um Schauspieldirektor Burkhard C. Kosminski ist ganz offensichtlich - das lässt sich schon jetzt sagen - eine programmatische Feinjustierung gelungen. Es kann schillern.
(Mannheimer Morgen, April 2011)

 


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Über Machtspiele und Spieltriebe
Schauspielleiter Burhard C. Kosminski spricht über das Programm der 15. Internationalen Schillertage

Wer trifft die Auswahl der Produktionen für die Schillertage?

Das macht die gesamte Dramaturgie in Zusammenarbeit mit mir. Die Organisation macht ein Team von mehr als zwanzig Personen, u. a. Holger Schulz oder auch Thomas Busse. Mit Übernahme der künstlerischen Leitung der Schillertage 2007 war die grundsätzliche Veränderung des Festivals dahingehend ein  produzierendes Festival zu werden. Wir wollten weniger bestehende Inszenierungen einladen, als eigens Aufträge vergeben, Projekte initiieren, wie zum Beispiel die Eröffnung der diesjährigen Schillertage Don Karlos in der Regie von Calixto Bieito und Schauspielern aus Madrid und dem Teatre Romea. Diese Aufführung wird nach der Mannheimer Premiere in Madrid, Barcelona und Frankreich zu sehen sein.

Wie muss man sich das vorstellen – ziehen Sie dabei durch ganz Europa, schauen so viele Schiller-Inszenierungen wie möglich an und laden die ein, die Ihnen am besten gefallen?

Nein, die Schillertage begreifen sich nicht als Leistungsschau der momentanen Schillerrezeption. Anders als beim Theatertreffen in Berlin wollen wir nicht die bemerkenswertesten Inszenierungen einladen, sondern ein Festival mit eigenem Motto und eigenem Fokus schaffen. Wir wollen auch nicht nur Schiller spielen sondern ihn als Zeitgenossen wahrnehmen und seine Theorien praktisch umsetzen. Die 14. Schillertage trugen das Motto Bestie Mensch, zu diesem Thema haben wir einen eigenen Südamerika Schwerpunkt gesetzt und zum Beispiel Aufträge an das Teatro Oficina aus Brasilien oder auch an Alejandro Tantanian aus Argentinien vergeben. In diesem Jahr geht es mit Der Mensch ist nur da ganz Mensch wo er spielt um alle Facetten des Spiels. Über das Goethe-Institut machen wir eine Ausschreibung, in der wir nach Schillerinszenierungen im europäischen Raum suchen. Wir schauen uns währenddessen um, welche Inszenierungen wir zu diesem Thema spannend finden und welche Regisseure oder Gruppen wir mit bestimmten Themen beauftragen könnten.

Warum sind es nun die geworden, die im Programmheft stehen? Warum gleich drei Mal die Räuber, drei Mal Maria Stuart – kein Fiesko, Tell, Wallenstein?

Es geht ja nicht um die Vollständigkeit des Schillerrepertoires, sondern um einen Wechsel zwischen eindeutigen Regiehandschriften und neuen, spielerischen Zugängen. Die Räuber von Nicolas Stemann stehen ja schon für sich, während uns bei Lars Eidingers Räubern interessiert hat, was junge Schauspielschüler aus dem Stoff machen. Die Produktion Am Arsch, die Räuber in einer Bearbeitung von Marcus Braun für das Helmi-Puppentheater haben wir in Auftrag gegeben, weil das noch mal ein ganz anderer Ansatz ist. Hier kommt wieder das Festival-Motto zum Tragen. Da gibt es verschiedene Spiel-Varianten und die wollen wir zeigen.
Stephan Kimmigs Maria Stuart ist eigentlich schon ein Klassiker. Daneben haben wir gehört, dass die junge Regisseurin des Jahres in Skandinavien Katrine Wiedemann in Kopenhagen über eine Stuart-Inszenierung nachdenkt und sind als Co-Produzenten eingestiegen. Anders als Kimmigs Psychologieansatz wird man hier ein märchenhaftes Bilder-Theater zu sehen bekommen. Und natürlich wollten wir mit Georg Schmiedleitners Johanna von Orleans und mit Tito Ceccherinis konzertanter Oper Maria Stuarda auch hauseigene Produktionen zeigen. Die unterschiedlichen Spielarten haben uns gereizt. Und auch die Internationalität.
Aber die Einladung und Organisation der Gastspiele ist sowieso der kleinere Teil der Arbeit.

Und der größte Teil?

In diesem Jahr: Die Organisation des Schwarzmarkts für nützliches Wissen und Nicht-Wissen Games People Play: Vom Reiz der Regel und dem Augenblick ihres Verrats von Hannah Hurtzig! Das ist ein großartiger Abend. Für eine halbe Stunde kann man für einen Euro mit einem Experten sprechen, der in irgendeiner Weise mit dem Thema Spiel zu tun hat. Ein Kommissar wird über Heiratsschwindler reden, die Gründerin eines der ersten S-M-Lokale in Mannheim über die Spielarten der Sexualität, daneben geht es um Machtspiele und um Spielsucht. Auch Schauspieler und Spielentwickler sprechen über ihren Beruf. Das war ein langer Rechercheaufwand.  
Uns ist eben viel daran gelegen, die Region und ihre Menschen ins Festival mit einzubeziehen. Doris Uhlrich stellt in ihrem Johannen-Projekt zum Beispiel 18 Frauen aus Mannheim vor und nähert sich dem Stoff mit biografischen, chorischen und choreografischen Elementen. Sie  zeigt was sie heute noch mit Johanna von Orleans zu tun haben. Drei wichtige Aspekte der Johanna – Figur hat sie mit einer Wahrsagerin, einer Soldatin und einer Nonne besetzt.
Mit der Pension Schiller II wollen wir unsere Position als Autorentheater stärken und geben sieben jungen Talenten die Möglichkeit, ihre eigene Folge der Theaternovela zu schreiben.
Erik Pold wird eine Performance rund um Schillers Thesen im öffentlichen Raum veranstalten, während die Zuschauer im Schaufenster von Engelhorn sitzen. Die Lebendigkeit soll ins Theater und von dort zurück in die Stadt strahlen.

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Internationale Schillertage
"Großer Publikumserfolg"

Gestern gab das Nationaltheater Mannheim die offiziellen Zahlen zu den 15. Internationalen Schillertagen bekannt. Demnach kamen zu den über 100 Veranstaltungen an neun Tagen mehr als 20 000 Besucher, allein 600 am Samstag zu dem Projekt "Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nichtwissen", bei dem in 240 Einzelgesprächen mit 100 Spezialisten aus der Region über das Thema Spiel diskutiert wurde. 1500 Besucher gingen zu "Schwindelfrei", einem Festival im Festival der Freien Mannheimer Szene. Das Theater wertet die Schillertage als "großen Publikumserfolg". Viele der Vorstellungen seien zu 100 Prozent ausverkauft gewesen, die Auslastung insgesamt betrage 90 Prozent, hieß es gestern im Haus am Goetheplatz.
(Mannheimer Morgen, 30. Juni 2009)
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Bestialisch geistreich und tierischer Spaß
SCHILLERTAGE: Unter dem Motto "Bestie Mensch" geht das Festival zum 14. Mal über die Nationaltheaterbühne

Vom 15. bis 23. Juni dreht sich in Mannheim wieder alles um Friedrich
Schiller, den ersten Hausautor des Nationaltheaters. "Die
Räuber"-Uraufführungsbühne widmet sich bei den 14. Internationalen
Schillertagen mit Gastspielen, Auftragsproduktionen, Seminaren und
Projekten dem literarischen Erbe Schillers sowie einer lebendigen
Fortführung seines Bühnenschaffens, seiner Ästhetik und Philosophie.
Die zwei führenden Köpfe des Mannheimer Traditionsfestivals mit
überregionaler Ausstrahlung sind Schauspieldirektor Burkhard C.
Kosminski und Nationaltheater-Chefdramaturg Ingoh Brux. Wir sprachen
mit ihnen über ihre ersten Mannheimer Schillertage, Neukonzeption und
die Schillerstadt Mannheim.

Was erwartet uns bei den ersten Schillertagen unter Burkhard C. Kosminski?

B. KOSMINSKI: Es wird lebendiges, zeitgenössisches Theater geben mit
einigen der interessantesten Regisseure des deutschsprachigen Theaters,
David Bösch, Luk Perceval und Nicolas Steman, aufregende
Schillerinterpretationen aus Südamerika, theatrale Aktionen in der
Stadt und natürlich auch ein Party- und Konzertprogramm, das die
Schillertage zu einem rauschenden Theater-Fest werden lässt.

INGOH BRUX: Auch neue Stücke, wie Albert Ostermaiers Auftragswerk
"Schwarze Minuten", frei nach Schillers Erzählung "Verbrecher aus
Infamie", das die Schillertage eröffnen wird.

Die Schillertage stehen unter dem Motto "Bestie Mensch". Ist der Mensch nun Kulturwesen oder Tier?

KOSMINSKI: Genau dem versuchen wir auf die Spur zu kommen. Wo verläuft
die Grenze zwischen Mensch und Tier? Dem idealistischen Freiheitsdenker
Schiller steht der Menschensezierer Schiller gegenüber, den die
tierische Natur des Menschen faszinierte. Angesichts der Globalisierung
spricht man vom Raubtierkapitalismus, von der Wirtschaft als Animal
Farm ohne soziales Gewissen. Gilt am Ende nur die Formel: Besser, am
besten, bestialisch?

Wie kam es zum Südamerika-Schwerpunkt mit "Räubern" aus Brasilien,
einem ästhetischen Schiller-Versuch aus Chile und einer argentinischen Arbeit über Freiheit?

BRUX: Historisch gesehen bestehen durch Auswanderungswellen Beziehungen
zur deutschen Kultur. Es gab auch einen persönlichen Kontakt zu dem
Regisseur Luis Ureta, der schon Stücke von Theresia Walser und Reto
Finger in Chile inszeniert hatte. Die Theaterszene in den
südamerikanischen Metropolen ist unglaublich reich und lebendig. Dabei
gibt es in diesen Ländern große gesellschaftliche Widersprüche, soziale
und politische Konflikte. Dass südamerikanische Theatermacher den
Freiheitsdenker Schiller inszenieren, kann nur spannend sein.

Werden die Schillertage künftig immer einen geografischen Schwerpunkt haben?


KOSMINSKI: Ein kulturell-geografischer Schwerpunkt ist innerhalb der
Schillertage ein neuer Aspekt mit einem experimentellen Charakter. Auch
in anderen Regionen der Erde entwickeln sich spannende Theaterszenen,
die wir in Zukunft ansprechen werden. Letztendlich ist ein Ziel der
Schillertage, weltweit das Interesse an deutscher Sprache und Friedrich
Schiller im Besonderen zu wecken.

Sie arbeiten mit jungen Performern, an einer "Stadtverbesserung", auf
dem Großmarkt, mit Hartz IV-Empfängern und Jugendlichen im Mannheimer
Jungbusch. Arbeiten Sie mit den Schillertagen auch an sozialen Utopien?

 
BRUX: Unser Spielplankonzept war: Theater für die Stadt, auch innerhalb
der Stadt zu machen. Die Stadt wird selbst zur Bühne, durch
Stadterkundungen und performative Aktionen. Dahinter steht der Wunsch,
sich direkter der sozialen Realität Mannheims zu stellen und neue
Spielformen zu entwickeln.

Die Festival-Eröffnung mit Albert Ostermaiers "Schwarze Minuten" und dem Jungdramatikerprojekt "Pension Schiller" lässt vermuten, dass Sie
auch bei den Schillertagen Akzente auf neue Dichtung legen. Eignet sich ein Klassikerfestival hierzu?


KOSMINSKI: Gerade ein Festival eignet sich dafür. Man muss sich
Schiller immer wieder neu aneignen. Nur so bleibt er lebendig und kein
toter Klassiker.
 
Auch die Gastspiele stehen im Zeichen zeitgenössischer Dramatik. Rückt Ihre Neukonzeption nicht zu weit von Schiller ab?


KOSMINSKI: Nein, wir beschränken den Gedankenkosmos von Schiller nur
nicht ausschließlich auf seine Dramen. Das öffnet das Festival für neue
Interpretationen, neue Spiel- und Lesarten.

Mit dem SWR 2-Forum oder Seminaren für Bühnenschaffende führen Sie auch
die geisteswissenschaftliche Auseinandersetzung mit Schiller fort,
setzen aber mit "Schill-out" auch auf Unterhaltung. Sind die
Schillertage ein Gastspiel-, ein Arbeits- oder ein Feier-Festival?

BRUX: Die Schillertage entwickeln sich in Richtung Produktionsfestival.
Aber neben der Theaterkunst haben sie sich ihren internationalen Ruf
nicht zuletzt durch ihre wunderbare Atmosphäre erworben. Ehemalige
Stipendiaten, die jetzt in der deutschen Theaterszene arbeiten,
schwärmen noch heute von ihrer großartigen Zeit bei den Schillertagen.
Daher haben wir gerne ein mit popkulturellen Highlights wie Peter Licht
und regionalen Größen wie den Busters durchmischtes, vielfältiges
Konzertprogramm aufgelegt. Schillertage heißt unserer Meinung nach
Friedrich Schiller, das Nationaltheater und Mannheim zu feiern. "Bestie
Mensch" heißt auch, mit animalischem Vergnügen bis in die frühen
Morgenstunden zu tanzen.
Ralf-Carl Langhals

 

Bürgerbühnenfestival 2015,
Interview mit Mannheimer Morgen:

MM: Herr Kosminski, wie ist das Bürgerbühnenfestival entstanden und welche Ziele verfolgt es?

Burkhard C. Kosminski: Das Staatsschauspiel Dresden und wir haben vor zwei Jahren gemeinsam den Förderantrag bei der Bundeskulturstiftung gestellt, um die Kunstform der Bürgerbühne voranzutreiben. Das Bürgerbühnenfestival, wie wir es präsentieren wollen, soll eine repräsentative Leistungsschau des professionellen partizipativen Theaters sein und eine Debatte über dessen künstlerische Qualität anregen.

MM: Das Staatsschauspiel Dresden hat 2013 eine Fachtagung unter dem Schiller-inspirierten Titel „Was kann eine gute stehende Bürgerbühne eigentlich wirken?“ durchgeführt. Wir würden diese Frage gern an Sie weiterreichen...

Kosminski: Bürger, die selber auf der Bühne stehen, erfahren Theater anders und nehmen sich möglicherweise auch anders wahr. Eine Beschäftigung mit der eigenen Kreativität bewirkt, im weitesten Sinne auch ein größeres Interesse an Kultur allgemein. Ich hole jetzt mal ganz weit aus: Kulturelle Teilhabe löst Teilhabe in anderen gesellschaftlichen Bereichen aus. Also ist es auch eine Veränderung von demokratischen Prozessen einer Gesellschaft.

MM: Beim Festival ist die hiesige Bürgerbühne mit dem „Mannheimer Geräuschorchester #1“ vertreten. Wie hat sie sich seit ihrer Gründung im Jahr 2012 entwickelt?

Kosminski: Die Mannheimer Bürgerbühne ist eine Erfolgsgeschichte in allen Sparten: In der Oper mit dem Geräuschorchester, im Schauspiel und der jungen Bürgerbühne mit den Spielclubs und ambitionierten Produktionen, im Tanz mit diversen  Generationen übergreifenden Workshops. Interessant fand ich auch den Schreibworkshop unserer ehemaligen Hausautorin Theresia Walser. Bei ihrer Präsentation war ich überrascht viel Begabung es in einer Stadt wie Mannheim gibt, wenn man professionelle Hilfe bekommt.

MM: Gibt es eine Inszenierungen, auf die Sie selbst besonders gespannt sind?

Kosminski: Das Festival lebt von seiner Vielfallt und seinen unterschiedlichen Positionen. Etwas ganz Neues aber ist das Fußballstück „Michael Essien, I want to play as you“. Eine Performance aus Fußballtraining, Tanz und biographischen Geschichten von Profi-Fußballern aus Afrika, die in Europa ihr Glück suchen. Besonders interessant für das multikulturelle Mannheim ist die Produktion vom Schauspiel Köln „Die Lücke“. Deutsche und Türken rekapitulieren hier gemeinsam auf der Bühne die Anschläge der NSU in der Kölner Keupstraße.  Und natürlich sind wir auf die vielfach preisgekrönte Inszenierung „Qualitätskontrolle“ von Rimini Protokoll gespannt. Ein wichtiger Beitrag zum Thema Inklusion.

MM: Wie soll es nach Mannheim mit dem Festival weitergehen?

Kosminski: Der Dresdner Intendant Wilfried Schulz und ich wünschen uns, daß das Festival natürlich fortgeführt wird. Idealerweise als ein biennales Wanderfestival jeweils in einer anderen Stadt. In Baden-Württemberg bieten sich z. B. die Theater in Freiburg und Karlsruhe an. Unsere Hoffnung ist, daß die Bundesländer die Bedeutung des Festivals wahrnehmen und eine langfristige Finanzierung ermöglichen.

 

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